„Ich bin die Urenkelin eines Wehrmachtssoldaten und ich bin heute hier, um das Schweigen zu brechen“

Hallo, mein Name ist Rachel Showalter, ich bin 23 Jahre alt und komme aus Deutschland. Zurzeit arbeite ich als Frewillige im Rehabilitationsdorf „ADI Negev – Nahalat Eran“.

Zu ADI Negev bin ich über den „Marsch des Lebens“ gekommen. Dies ist eine Organisation, die Israel im Hinblick auf den Holocaust und die Versöhnung zwischen den Nationen unterstützt. Als Mitglieder vom „Marsch des Lebens“ wurden wir ermutigt, in unsere Vergangenheit zu schauen, um herzufinden, was mit unseren Familien während des Holocausts passiert war. Wir ahnten, dass wir wahrscheinlich Vorfahren haben würden, die an der Vernichtung des jüdischen Volkes beteiligt waren. Also recherchierten wir und verarbeiten unsere Familiengeschichten gemeinsam. Dabei war das Unbehagen groß.

Meine Familie fand heraus, dass mein Urgroßvater Ludwig Frei, der Großvater meines Vaters, 1938-1945 bei der deutschen Wehrmacht diente und zwischen den Jahren 1941-1944 in Polen stationiert war. Er arbeitete dort in einem Ghetto.

Je mehr wir recherchierten, desto erschreckender wurde die Realität. Viele Menschen wurden während dieser Zeit auf grausame Art und Weise ermordet. In der großen Synagoge der Stadt Bialystok (Polen) versammelten die Nazis alle Juden und verbrannten sie bei lebendigem Leib. Sie ermordeten Kinder, Frauen, Männer, alte Menschen. Menschen verhungerten, wurden erschossen oder in Gaswagen gesteckt. Schreckliche Dinge wurden getan, um das jüdische Volk zu vernichten. Mein Urgroßvater war an diesem Schrecken beteiligt.

Heute stehe ich hier als Urenkelin eines Wehrmachtssoldaten, um meine Geschichte zu erzählen, das Schweigen zu brechen und um Vergebung zu bitten für das, was mein Urgroßvater dem jüdischen Volk angetan hat.

Mein Freiwilligendienst in ADI Negev-Nahalat Eran ist meine ganz persönliche Sühne-Aktion. Im Rehabilitationsdorf und an der Sonderschule darf ich mit den Schülern spazieren gehen, sie füttern und ihnen helfen, ihre ersten Schritte zu wagen. Die Freiwilligenarbeit, insbesondere hier, lässt mich das Leben, was mir geschenkt wurde, mehr denn je schätzen. Darüber hinaus freunde ich mich mit den Menschen hier an, ich darf die jüdische Lebensweise und Kultur kennenlernen, das Land Israel entdecken und die Sprache lernen.

Es bedeutet mir sehr viel, heute hier zu sein und meine Geschichte erzählen zu dürfen. Mit dem „Marsch des Lebens“ gehen wir jedes Jahr auf die Straße, um das Gespräch über diesen Teil unserer Geschichte anzuregen. Wir sagen: „Wir sind gegen Antisemitismus jeglicher Art! Wir sind für das jüdische Volk und den Staat Israel!“  Wir – und auch ich selbst – teilen unsere persönlichen Geschichten mit Holocaust-Überlebenden und ihren Familien und bitten um Vergebung. Trotz dieser Geschichte akzeptieren sie uns und schließen uns in ihr Herz, so wie wir es auch mit ihnen tun.

Der 27.1 wurde weltweit zum „Internationalen Holocaust-Tag“ erklärt. Ich möchte bei dieser Gelegenheit jedem sagen, der meine Geschichte hört und liest: Schweigen Sie nicht, es ist wichtig, darüber zu sprechen, was passiert ist. Wir müssen gegen das Verleugnen kämpfen.

Die jüngere Generation in Deutschland möchte ich ermutigen zu recherchieren; finden Sie heraus und fragen Sie, ob Ihre Familienmitglieder an diesem schrecklichen Völkermord beteiligt waren. Lassen Sie uns gemeinsam in sozialen Netzwerken, in den Medien und überall laut gegen Antisemitismus und Israelhass schreien.

Helfen Sie uns dabei, ADIs Kindern mehr Grund zum Lachen zu geben

Wir verändern die Leben von schwerbehinderten Kindern in Israel zum Guten - und Sie können das auch tun! Unterstützen Sie eines unserer Projekte, und Sie werden es unseren Kindern ermöglichen, trotz der Schwere ihrer Behinderungen, ein qualitatives und bedeutungsvolles Leben zu führen.