Früh am Morgen laufe ich mit einem der Bewohner durch ADI Negev. Es ist ruhig und wir können die Wärme der aufgehenden Sonne spüren. Wir gehen weiter und er macht ein Geräusch, dass heißen soll „stopp den Rollstuhl“. Er nimmt eine Blume aus dem Garten, dreht sich um mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht und gibt mir die Blume. Ich bin total überwältigt! Ich liebe alle der Bewohner und ihn ganz besonders und er gibt mir so viel Liebe zurück ohne ein einziges Wort zu sagen. In diesem Moment habe ich entschieden, dass ich als Krankenschwester wirklich mit dieser außergewöhnlichen Zielgruppe arbeiten möchte.
Menschen mit schweren Behinderungen werden oft als Außenseiter der Gesellschaft betrachtet. Sie werden als unbrauchbar angesehen und manche Leute haben sogar Angst vor ihnen. Aber diese behinderten Menschen sind so besonders und einzigartig. Wir können so viel von ihnen lernen, auch wenn sie nicht sprechen können. Sie lehren uns schweigend. Sie bringen uns zurück zur Basis des Lebens, wo es nichts Wichtigeres als Liebe gibt.
Wenn wir zurückkommen von unserem Spaziergang, wartet einer der anderen Bewohner schon ungeduldig darauf, dass er dran ist mit mir spazieren zu gehen! Ja, man wird ziemlich sportlich vom ganzen Rollstühle Schieben! Ich laufe mit ihm jeden Tag 6 Wochen lang. Jeden Morgen gehen wir den gleichen Weg. Als erstes gehen wir durch das Tor und warten auf das „Boom“, das man hören kann, wenn das Tor zufällt. Er liebt dieses Geräusch und ruft dann auch jedes Mal „Boom“. Dann laufen wir ruhig weiter bis zum Spielplatz und genießen einfach den Spaziergang. Die Schaukel ist unsere erste Station, er schließt seine Augen und entspannt sich. Dann gehen wir zur Rutsche, ich helfe ihm die Stufen hoch (das ist der schwierigste Teil meines morgendlichen Workouts). Das dauert eine Weile aber wenn er bereit ist zu rutschen, kannst du das breiteste Lächeln überhaupt auf seinem Gesicht sehen.
Diese Menschen können schweigend zu deinem Herzen sprechen. Den Bewohner, den ich oben beschrieben habe, zählt zu der Kategorie der „hoch entwickelten“ aber auf dieser Station leben auch Bewohner, die sehr viel weniger machen können. Aber auch für diese Leute ist es möglich schweigend zu kommunizieren und mit ihren Pflegern in Kontakt zu treten.
Früh am Morgen sitze ich auf einem Stuhl und genieße den Frieden und die Ruhe um mich herum. Alle Pfleger sind mit Waschen und Anziehen der Bewohner beschäftigt. Langsam kommen mehr und mehr Bewohner in das Zimmer, sauber und angezogen. Ich liebe es hier zu sitzen und den Tag mit ihnen zu starten.
In ADI zu arbeiten, bringt dich zurück zum Grund deines Lebens. Es ist ein Ort, an dem alle zusammen kommen und niemand abgelehnt wird aufgrund seiner Persönlichkeit. Ich denke, dass man sich selbst entdecken kann, wenn man an diesem Ort arbeitet. Die Bewohner sind sehr sensibel und können nachempfinden, wie man sich fühlt. Man muss absolut man selbst sein, um wirklich mit ihnen in Kontakt zu kommen.
Nach ein paar Monaten, in denen ich nicht da war, bin ich zurück nach ADI Negev gekommen und es war, als würde ich meine Familie wieder treffen. Mein Herz ist dahingeschmolzen als mich einer der Bewohner sofort erkannt hat. Ich hätte nie gedacht, dass die Arbeit in ADI so einen Unterschied in meinem Leben machen würde aber das hat sie definitiv! Der Klang der Stille hat mein Leben für immer verändert.
Geschrieben von Julia Burgers ein niederländischer Praktikant „Global Nursing“ bei ADI.