„Adi“ steht im Hebräischen für Juwel. Dass jeder Mensch, ob mit oder ohne Einschränkungen, in seiner Einzigartigkeit ein Juwel ist, erleben unsere 13 Freiwilligen in Israel bei ihrem Dienst an Menschen mit Behinderungen. Im Herbst 2020 hat Dienste in Israel eine neue Kooperation mit der Einsatzstelle ADI Jerusalem begründet. ADI (ehemals ALEH) ist ein Zuhause für 74 Kinder und Jugendliche mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Unsere derzeitigen Volontäre im ADI geben einen Einblick in ihre Erlebnisse der letzten Monate.
Die Person sehen
Wie ist es, einem Menschen mit Behinderung das Essen anzureichen? Wie rede ich mit ihm? Diese Fragen habe ich mir am Anfang gestellt. Doch inzwischen arbeite ich mit diesen Menschen ohne ihre Einschränkungen zu sehen, sondern ihre Fortschritte und Entwicklungen.
Ich darf sie als Person kennenlernen. Dabei ist es ein großes Geschenk und sehr herzerwärmend, wenn sie meine Hand ergreifen, mit mir lachen oder noch einen Schritt an meiner Hand gehen. Die Arbeit mit diesen Menschen ist eine, bei der man mehr zurückbekommt, als man geben kann.
Jana Trietsch
Das Judentum erleben
Es ist schön als Freiwilliger im ADI-Zentrum zu arbeiten, weil ich hier einen wunderbaren Einblick in die jüdische Kultur erhalte. Als einen der Feiertage habe ich das Purim-Fest miterlebt. Es erinnert an die Errettung des jüdischen Volkes in der persischen Diaspora im 5. Jh. v. Chr. Wir Freiwilligen und unsere Schützlinge haben uns an dem Tag als die Figuren aus der Geschichte verkleidet: Esther, Mordechai, König Ahasveros und der böse Haman.
Moritz Werner
Gemeinsam gedenken
Am israelischen Holocaust-Gedenktag „Yom HaShoa“ waren wir Volontäre im ADI bei der Gedenkfeier mit eingebunden. Nach der landesweiten Sirene wurden Augenzeugenberichte von Überlebenden gezeigt.
Jeweils dazwischen gingen wir Volontäre mit einem Patienten nach vorne, um sechs Kerzen stellvertretend für die sechs Millionen Opfer anzuzünden. Die Situation war unbeschreiblich intensiv – Fetzten der Berichte zu verstehen, den Kollegen in die Augen zu sehen, deren Familien in Ausschwitz umgekommen sind, die Menschen schluchzen zu hören. Später meinte jemand zu uns, wie erfreulich es sei, dass heutzutage junge Menschen aus Deutschland kämen, um zu helfen,
wo Hilfe gebraucht wird. Wir sind unendlich dankbar für das große Geschenk, an diesem Gedenktag teilhaben zu dürfen.
Samuel Gesk
Unfassbar dankbar
Als ich erfuhr, dass ich im ADI-Zentrum Jerusalem mit schwer eingeschränkten Kindern arbeiten würde, hatte ich zunächst große Bedenken. Doch dann ist mir im Gebet bewusst geworden, dass Gott mich niemals in eine Situation stecken würde, die ich nicht überwinden kann. Jetzt bin ich so unfassbar dankbar für die wertvollen Erfahrungen, die mich hier prägen und verändern.
Ob wir nun auf der Arbeit von unseren Kindern warm angelächelt werden, das Land bereisen oder die freundlichen und herzlichen Menschen kennenlernen, es ist immer besonders. Gott sei Dank habe ich nicht Nein zu diesem gesegneten Dienst hier in Israel gesagt. Da hätte ich viel zu viel verpasst!
Anna Riabchenko
Quelle: https://dienste-in-israel.de/wp-content/uploads/2021/05/brueckenbauer-magazin-114-mai-2021.pdf