Kommunizieren mit dem Herzen

Die Plauenerin Lea Tammer verbrachte das vergangene halbe Jahr in Israel. Dort betreute sie Kinder mit Beeinträchtigungen – und traf Holocaust-Überlebende.

Von Mario Wild – Vogtland-Anzeiger – Vogtland

Die Umgewöhnung war heftig. Anfang April waren es in Israel fast 30 Grad – nach der Rückkehr im Vogtland hat es geschneit. Das dürfte für die Plauenerin Lea Tammer ein ziemlicher Temperaturschock gewesen sein. Die ausgebildete Heilerziehungspflegerin und Sozialassistentin verbrachte die vergangenen sechs Monate in dem kleinen Dorf Maslul im Süden Israels. Vermittelt wurde der Aufenthalt durch die Organisation Marsch des Lebens. Diese hat sich zur Aufgabe gestellt, zur Versöhnung beizutragen zwischen den Nachkommen der Täter- und Opfergeneration. Deshalb kam es vor Ort auch zu Begegnungen mit Holocaustüberlebenden. Für die Vogtländerin eine neue Erfahrung – eine beeindruckende. “Das kann kein Geschichtsunterricht vermitteln. Es ist etwas ganz anderes, wenn die Person vor einem steht”, sagt die 22-Jährige.

Gearbeitet hat die Plauenerin in ADI Negev – einem großen Komplex für Menschen mit Beeinträchtigungen – fünf Fahrradminuten von ihrem Wohnort entfernt. Sie unterstützte eine Klassenlehrerin bei der Betreuung von Kindern zwischen sieben und zehn Jahren – im Unterricht, und außerhalb des Klassenzimmers. Gesprochen wurde Englisch, aber auch Hebräisch. Die Landessprache wurde vor Ort in einem wöchentlichen Sprachkurs gelernt. Noch viel wichtiger: “Du kommunizierst mit den Herzen”. Diesen Ratschlag habe sie stets beherzigt. Im Regelfall betreute Lea Tammer von 8 bis 14.30 Uhr ihre Schützling, von denen einige im Rollstuhl saßen. Beispielsweise in Sachen Transport – oder beim Musizieren.

Auch außerhalb der Dienstzeit blieb Zeit für persönliche Begegnungen – und das nicht nur mit Israelis. Denn vor Ort waren Helfer aus den Niederlanden, den USAGuatemalaKolumbien oder der Ukraine. Untergebracht war das internationale Team in einem Gemeinschaftshaus, in dem auch manche gemeinsame kulinarische Erfahrung geteilt wurde. Der eine oder andere Ausflug war ebenfalls drin – ans Meer oder nach Jerusalem.

Neben Lea Tammer waren drei weitere Deutsche vor Ort – aus Tübingen. In dieser Stadt hat die Organisation Marsch des Lebens ihren Sitz – dort fand im Frühjahr der Bewerbertag statt. Anfang 2020 sah die Vogtländerin die entsprechende Anzeige in einer christlichen Zeitschrift, schickte ihre Bewerbungsunterlagen ab – und es klappte. Im Sommer kam die Zusage. Im Oktober hob der Flieger ab – von Memmingen nach Tel Aviv. “Zunächst musste ich aber erst einmal einen Reisepass besorgen. Bisher hatte ich keinen gebraucht”, lachte Lea Tammer.

Über die Mentalität der Einheimischen berichtet die Plauenerin nur Positives. Vorurteile gegen sie als Deutsche gab es keine – im Gegenteil. ” Man wurde sehr oft angesprochen”, freute sich Tammer über die Aufgeschlossenheit der Israelis. Während ihres Aufenthalts hielten sich fast keine Touristen in Israel auf – die Corona-Pandemie hatte das Land erfasst. Den einen oder anderen Lockdown hat Lea Tammer vor Ort miterlebt, die Maskenpflicht galt genauso wie in Deutschland. Aber kurz vor ihrer Rückkehr herrschte in Israel aufgrund der Impffortschritte fast das gewohnte Leben. Auch Reisen war problemlos möglich. “Die Einkaufszentren und Gaststätten hatten alle wieder offen”, so die Plauenerin. In dieser Hinsicht musste sie sich also ebenfalls umstellen nach ihrer Heimkehr ins Vogtland.

Könnte sie sich vorstellen, noch einmal längere Zeit beruflich im Ausland zu verbringen? Die Antwort kommt blitzschnell. “Immer wieder”.

Quelle: https://www.vogtland-anzeiger.de/vogtland/kommunizieren-mit-dem-herzen-artikel11464840

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