Wenn Du glücklich bist, bin ich glücklich!

Meine sechs Monate in Israel wind wie im Nu vorbeigeflogen. Mit einem wenig Wehmut erinnere ich mich an “meine” Jungs. Ja, so fühlte es sich an, denn sie waren ein Teil von mir. Wie mein eigener behinderter Bruder, aber mit einem bisschen mehr Herausforderung, weil diejenigen, die sprechen konnten, ich sowieso nicht verstehen konnte. Voller Freude habe ich ein halbes Jahr in ADI Moria ein Wohnheim in Gedera, Israel mit 17 Jungen zwischen 15 und 40 Jahren gearbeitet, indem ich ihnen Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt habe. Vom Mittagessen bis zum Abendessen standen sie im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit.

David entschied, ob wir zusammen Schaukeln würden oder ob ich ihn schupsen musste. Gemeinsam gingen wir durch die Nachbarschaft und Jakob probierte alle Bänke aus. Je höher der Turm, desto größer die Freude, vor allem wenn Tomer sie wieder und wieder zu Boden warf. Shaun zeigte mir deutlich, dass der Stuhl neben ihm für mich bestimmt war und half ihn, seinen Teller zu fertig zu essen. Eyal kam zu mir, um nach einem Stück Plastik zu betteln, je mehr es knisterte, desto besser. Victor überschüttete mich mit Küssen, besonders wenn ich sein Radio wieder in Gang bringen konnte. Mit einem Funken in seinen Augen und mit einem Freudenschrei kam Israel zu mir gelaufen, um mir eine Umarmung mit seinen sandigen Armen zu geben. Auf seinen Knien gekrochen kam Shachar mit seinem erwartungsvollen Lächeln auf mich zu, nur damit ich ihn ein bisschen kitzelte oder wir zusammen mit unseren Händen klatschen, das machte ihn so glücklich. Unsere quirlige, herumspringende Chen wusste genau wo ich mich befand und “High Five” war unser Gruß. Noi nahm meine Hand, um mit ihm zusammen zu trommeln, oder um ihn zu kitzeln. Ein großes Grinsen von Ohr zu Ohr bekam Idan, wenn wir gemeinsam zum Spielplatz rasten. Ein kleiner Klaps auf den Kopf oder dem Rücken war genug für Raz und ich genoss jedes kleine Wort, das er sprach. Am Abend hatten Eliav und ich eine Kissenschlacht. Sein schelmisches Lachen werde ich nie mehr vergessen. Juval liebte es auf der Schaukel sein „Jujuju“ zu singen und meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. Und nicht zuletzt, wie wir unsere hungrigen “Kinder”, die zusammen auf Essen warten, unterhielten – mit ein paar Kinderliedern am Telefon.

Es geht um die kleinen Dinge, die wirklich zählen, aber noch wichtiger sind diejenigen, mit denen man es erleben kann. Bei ADI arbeiten Menschen aller Herkunft: liberale und orthodoxe Juden aus dem Jemen, aus Äthiopien, Osteuropa, Argentinien, und viele Muslimen zusammen. Deshalb war für mich die Kommunikation eine Herausforderung, aber wir hatten unseren Weg bald gefunden und so klappte es mit Händen und Füßen, etwas Englisch und indem wir die wichtigsten hebräischen Wörter lernten.

Mein Motto war: “Wenn du glücklich bist, bin ich glücklich”. Zusammen mit meinen Mitfreiwilligen genossen wir schwedische Schokokugeln, finnische Zimtschnecken, polnischen Karottenkuchen, moldawische Pfannkuchen und holländische Suppe. Auch an den Wochenenden waren wir bereit für gemeinsame Abenteuer. Meine Wochenenden in Eilat waren super, zwar nur kleine Kurzurlaube, aber sehr entspannend. Wir gingen an den Strand, sahen Delfine und hatten wertvolle Unterhaltungen in unserer Herberge. Näher bei Ashdod entspannten wir uns am Strand und fanden zufällig einen Zoo mit einigen Zebras und Steinböcken. Während einer Fahrt nach Jerusalem fragte uns eine Frau nach dem Weg zur Altstadt. Also brachten wir sie zur Haltestelle. Nach einem schönen Tag und einem Besuch mehrerer Geschäfte trafen wir sie und ihren Sohn überglücklich am Jaffa Tor und sie erzählten uns wo sie alles gewesen waren und wie schön der Besuch an der Klagemauer gewesen war. Während einer Fahrt zum See Genezareth gingen wir in Tiberias zu einem Strand, um zu schwimmen. Nach nur einen paar Sekunden im Wasser schrie meine polnische Freundin Kasia und rannte aus dem Wasser auf mich zu. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, dass die Fische im Wasser sie gekitzelt hatten. Es dauerte mehr als 1 Stunde bevor ich es wagte ins Wasser zu gehen, aber ich habe es geschafft: Und so schwamm ich mit kitzelnden Fischen.

Jeden Monat hatten wir einen schönen Freiwilligenausflug mit den anderen ADI Freiwilligen aus Jerusalem und dem Negev. Jedes Mal war der Ausflug völlig anders und immer eine große Überraschung. So besuchten wir z.B. ein Museum über den Gazastreifen, ein anderes Mal lernten wir etwas über das Laubhüttenfest, dann wir trafen einen Beduinen oder hatten einen Kunstworkshop an dem wir Schabbatkerzen vor der Klagemauer malten.

Ich schaue mit Dankbarkeit auf ein wundervolles halbes Jahr zurück.

Komm selbst und erlebe, wie es ist, ein Segen für andere zu sein!

Marjan

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